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Vorwort

Ich begrüβe Sie herzlich zur ersten Ausgabe von JoSTrans, dem Journal of Specialised Translation. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich im Internet und möchte professionellen Übersetzern und Dolmetschern ein neues Forum bieten.

Beide Berufe werden von vier wichtigen Faktoren bestimmt:dem globalen Kontext, in dem sie sich bewegen, einem verstärkten Bewuβtsein von Vielfalt, einer immer spezialisierter und komplexer werdenden Kommunikation, die zudem ständig an Geschwindigkeit zunimmt. JoSTrans wurde im Hinblick auf diese Faktoren entwickelt. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die Übersetzern, Dolmetschern und Wissenschaftlern zur Verfügung stehenden Hilfsmittel erheblich weiterentwickelt. Elektronische Wörterbücher und andere Hilfsmittel sind jetzt aud den meisten Gebieten und in den meisten Sprachen erhältlich. Eine Reihe von Publikationen, Diskussionsgruppen und Foren sind zum Informationsaustausch vorhanden: Die Zeitschrift Meta (Les Presses de l'Université de Montréal), die The Translator's Journal im Oktober 1956 abgelöst, von Anfang an einen komparativen Ansatz verfolgt hat und immer noch führend auf ihrem Gebiet ist; die kürzlich erschienene Zeitschrift Forum (die gemeinsam von der Université de la Sorbonne Nouvelle und der koreanischen Gesellschaft für Konferenzdolmetscher herausgegeben wird); sie zielt darauf ab, den eurozentrischen Ansatz, der die Übersetzungsforschung so lange bestimmt hat, hinter sich zu lassen. Die Internet-Zeitschrift Translation Journal (http://accurapid.com/journal), hat sich Leserfreundlichkeit zum Ziel gesetzt. Jede Zeitschrift hat ihr eigenes Spezialgebiet. Als Direktorin eines Graduiertenübersetzungskurses halte ich eine Zeitschrift, die sich auf Fachübersetzung spezialisiert für notwendig, sowohl zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet der nicht-literarischen Kommunikation als auch zum Informationsaustausch zwischen Übersetzern, Fachleuten und Übersetzungswissenschaftlern. Die anfangs erwähnten unterschiedlichen Eigenschaften haben direkte Auswirkungen auf die Arbeit der Übersetzer, auf die wir uns in dieser neuen Zeitschrift beziehen wollen: die Geschwindigkeit, in der sich Wissen entwickelt und ausgetauscht wird; die Tatsache, dass in einer Welt mit über 6000 offiziellen Sprachen in 192 Ländern eine Lingua franca ein unentbehrliches Kommunikationsmittel ist, dass Englisch allerdings nie die Muttersprache für Schreiber anderer Sprachen ersetzen kann. Wollen wir Ausdrucksvielfalt, müssen wir den Multilingualismus fördern. Inzwischen ist allgemein akzeptiert, daβ Übersetzung in gleichem Maße mit kulturellem wie mit linguistischem Transfer zu tun hat. Wir limitieren den Kulturbegriff jedoch oft noch auf traditionelle Formen künstlerischen Ausdrucks. Die Kultur durchdringt alle geistigen Aktivitäten, wie jeder Übersetzer nicht-literarischer Texte weiβ und ist in der Berufswelt ebenso wie in Kunstgalerien zu finden. Sich in seiner Sprache auf jedem Gebiet zu äuβern heiβt auch, sich in seiner Kultur im weitesten Sinne des Wortes auszudrücken. JoStrans soll eine echt transkulturelle Zeitschrift sein, die für viele Sprachen und Kulturen offen ist und kulturelle Themen diskutiert, die nicht-literarische Übersetzungen betreffen. Einige der gängigen Übersetzungszeitschriften bieten zweisprachige Artikel an, im Allgemeinen werden jedoch Minderheitensprachen aus kommerziellen Gründen aus Mainstream-Veröffentlichungen ausgeschlossen; die Sprecher werden so gezwungen, auf Englisch zu schreiben, wenn sie ihrer Stimme Gehör verschaffen wollen. Kultur ist vielleicht "was bleibt, wenn alles andere vergessen ist", nach der alten orientalischen Weisheit, die von Edouard Herriot niedergeschrieben wurde. Wenn Sprachen aber vergessen werden, werden Kulturen vergessen, und die Hälfte der 6000 auf dieser Erde gesprochenen Sprachen sind vom Aussterben bedroht.(1) Publikationen spiegeln den Zustand der Welt wider, erlauben uns aber auch, sie bis zu einem gewissen Grad zu beeinflussen. JoSTrans will dazu beitragen etwas zu verwirklichen, das im Verlagswesen oft nur eine hohle Phrase ist. Geschwindigkeit ist ein weiterer eingangs erwähnter Punkt. Druckschriften vor allem akademischer Art können sehr lang im Produktionsprozess sein. Die Information kann an Relevanz verloren haben, wenn sie endlich erhältlich ist. Das Internet erlaubt uns, Informationen mit einem Knopfdruck auf den aktuellen Stand zu bringen und Publikationen billig und global zu produzieren. Wir beabsichtigen, sowohl wissenschaftliche Artikel zweimal jährlich zu veröffentlichen als auch etwas häufiger Artikel zur aktuellen Situation, Hinweise auf Tagungen oder berufsbezogene Interviews zu bringen. Um leichten Zugang zu gewährleisten hat die Redaktion beschlossen, die Zeitschrift zwei Jahre lang gratis herauszugeben. Dies wird im Jahr 2006 revidiert werden, wenn wir eventuell auch eine gedruckte Version der Zeitschrift herausgeben werden.

Die Idee für JoSTrans wurde in einer Gruppe von Kollegen partnerschaftlich entwickelt. Die Redaktionsmitglieder sind zumeist Europäer die in London leben und arbeiten. Wir haben jedoch die Absicht, die Zusammenarbeit international auszuweiten und Verbindungen mit Afrika, Amerika und Asien aufzunehmen. Die aktuelle Beschreibung der Zeitschrift ist auf der Homepage zugänglich, wird sich aber in Reaktion auf Leserkommetare ändern.

Dieses Vorhaben ist eine Herausforderung und eine Chance für Sprachmittler, die nicht nur Informationen übertragen sondern auch neuen Verhältnissen anpassen und dabei oft Wörter zum Ausdruck neuer Konzepte finden müssen. Der Auftrag von JoSTrans entspricht der Rolle des Übersetzers: Die Zeitschrift hat das Ziel, die multikulturelle Welt, in der wir leben, widerzuspiegeln und mitzugestalten.