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Vorwort der Herausgeberin

Zu Beginn des 21.Jahrhunderts wurde die Übersetzung als Gegenmittel zu fragmentiertem Inhalt für mehrsprachige und vielseitig qualifizierte Nutzer angesehen. Im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts werden Ideen der Übersetzung auf Foren projiziert, an denen Nutzer teilnehmen und die sie gleichzeitig verstehen können. Eine neue Zeitschrift mit dem Titel  Translation Landscapes kam im Jahr 2017 heraus und die Gesellschaft der Übersetzungsbranche TAUS publiziert seit 2013 „Landschaftsberichte“ über technologische Entwicklungen, die die Übersetzungspraxis beeinflussen. Internationale Konferenzen über den Begriff der Landschaft haben in letzter Zeit stattgefunden. Durch wesentliche Verbesserungen im Zugang zur Übersetzungstechnologie scheint die Übersetzung nun in erster Linie ein interaktives Mittel für territorialen Zusammenhalt zu sein statt eines spezialisierten Kommunikationsinstruments.

Diese Ausgabe reflektiert diesen Trend zur Interaktivität, Vernetzung und Diversität. Forschung zu Chinesisch, Arabisch und den größeren europäischen Sprachen (Deutsch, Italienisch, Spanisch), sowie den weniger dominanten (Dänisch, Flämisch, Griechisch, Norwegisch, Schwedisch) oder den lokalen (Walisisch) bezeugt diese Vielfalt. Die Übersetzungswissenschaft war noch nie so interdisziplinär wie heute: sie entlehnt von den Sozialwissenschaften und arbeitet mit anderen Disziplinen zusammen, vom Film  bis zur Ethik. Die 28. Ausgabe ist in vier Themen gegliedert: Im ersten Teil werden kontrastierende Fachgebiete von Miguel Jimenez Crespo, Sharon O’Brien, Patrick Cadwell und Elpida Loupaki untersucht. Am Ende dieses Teilssteht ein Artikel über das Suffix -- ism im Englischen und seine potentiellen Entsprechungen im Arabischen (Jamal Giaber). Der zweite Teil ist der audiovisuellen Übersetzung gewidmet: Die Artikel diskutieren die interaktive Wirkung als Mittel für Englisch als Fremdsprache (Jennifer Lertola und Cristina Mariotti, und Alejandro Bolanos), das Phänomen des „fansubbing“ in China (Wang Dingkun), die Herausforderung der Synchronisation im Kontext eines ornithologischen Dokumentarfilms (Nadia Weisshaupt) und der Vorschlag eines Modells zur Qualitätskontrolle bei zwischensprachlicher Untertitelung. Der dritte Teil untersucht Übersetzen und Dolmetschen in Bezug auf Ethik (Lluis Baixauli Olmos), Wahrnehmung von Praktiken (Letitia Santamaria Ciordia) und Gebiete, die traditionell als Randgebiete des Übersetzens und Dolmetschens angesehen werden, wie beispielsweise Konsekutivdolmetschen (Tatjana R. Felberg und Anne Birgitta Nilsen) oder Revision (Isabelle S. Robert, Ayla Rigouts Terryn, Jim J.J. Ureel und Aline Remael). Der letzte Teil ist der Technologie gewidmet: Die Herausforderungen der statistischen Maschinenübersetzung in einem selteneren Sprachpaar (Ben Screen); neue Instrumente für die  nächste Generation der Übersetzer (Elisa Alonso und Lucas Nunes Vieira) und die Einstellung professioneller Übersetzer zum Crowdsourcing.
Ausserdem givbt es zwei Interviews: Die junge Forscherin Iris Schrijer diskutiert die Priorität der Schreibfähigkeit in der Übersetzerausbildung. Karen Korning Zethsen bespricht die professionelle Übersetzerszene in Dänemark.
Viel Spass beim Durchlesen dieses Übersetzungslabyrinths!

Lucile Desblache (trans. Liselotte Brodbeck)